Rezension zu „Let me explain – what I do for a living“ von Emy Phoenix & Ophelia L. Erschienen als Independently published, am 3. Dezember 2018. 33 Seiten.
Beschreibung:
Kleines Büchlein mit kurzen Texten und Illustrationen über Sexarbeit. Enthält außerdem blanko Seiten mit Fragen für Sexarbeitende zum selbst Ausfüllen.
Eignet sich vorrangig für Sexarbeitende, um Freunde oder nahestehende Personen über ihre Tätigkeit zu informieren, aber auch für Kunden oder Interessierte um für gewisse Fragestellungen zu sensibilisieren.
Zitat Seite 1:
„We dedicate this handbook to all Sexworkers in the world. Your choices are valid, don’t let anyone tell you otherwise. And you are not alone.“

Inhalt:
Das Büchlein gliedert sich neben der Einleitung in 3 Teile:
Im ersten Teil „Sex work: a frowned upon profession“ werden allgemeine Fragen über Sexarbeit beantwortet, bspw. dem Unterschied seinen Körper oder eine Dienstleistung zu verkaufen (wobei hier auch klar festgestellt wird, dass es MEHR als eine Dienstleistung ist), über die Frage nach Strukturen bis hin zu Feminismus oder warum Sexarbeit so ein schlechtes Image hat.
Im zweiten Teil „Ask the right questions“ werden weitere Fragen an Sexarbeitende gestellt und bei der Beantwortung werden zusätzliche Hinweise zu einer anderen, sensibleren Fragestellung gegeben.
Beispiel: Statt der Fragen: „Have you ever had any bad experiences? Have you ever been assaulted?“ wäre folgende Frage geeigneter (um ggf. Re-Traumatisierungen zu vermeiden) „How do you ensure your safety?“
Der dritte Teil umfasst 5 blanko Seiten mit Fragen an Sexarbeitende zum selbst Ausfüllen. Zweck davon ist entweder für sich selbst ein paar Fragen zu klären, um dann in zukünftigen Gesprächen klare Antworten zu haben. Oder aber auch um diese im Rahmen eines coming-outs auszufüllen und das Buch zu verschenken.
Abschließend gibt es eine Kurzbeschreibung der Autoren Emy und Ophelia, beides französische Sexarbeitede.

Fazit:
Wertvolles, kleines Büchlein, da es insbesondere von Sexarbeitenden als Hilfestellung für ein coming-out verwendet werden kann.

Persönliches Fazit:
Viel Inhalt hat das Buch zwar nicht, aber trotzdem finde ich die Idee und auch die Umsetzung dahinter grandios. Falls ich irgendwann einmal in die Situation kommen sollte, um ein coming-out nicht herum zu kommen, kann ich mir vorstellen, dieses Buch als Hilfestellung zu verwenden und insbesondere die leeren Seiten mit meinen persönlichen Gründen, Erfahrungen und Erlebnissen zu füllen.
Grundsätzlich sind die Fragen nichts neues für mich und ich bekomme sie oft von Gästen gestellt. Beispielsweise wie ich zur Sexarbeit gekommen bin (wobei es ja für mich keine „Arbeit“ im negativen Sinne ist, ihr wisst, wie ich meine..), nach welchen Kriterien ich Gäste auswähle bzw. ablehne, gute & schlechte Erlebnisse, ob mein Umfeld darüber Bescheid weiß und was mich an Sexarbeit fasziniert.
Das Büchlein bietet somit die Möglichkeit seine eigenen Gedanken zu sortieren und strukturieren und ggf. ein coming-out vorzubereiten.

Außerdem bewundere ich die Autorinnen für ihren Mut, denn bereits seit 2016 ist Sexarbeit in Frankreich offiziell verboten.